Bewertung der Richtlinien
Im Sommer 2020 hatte die Deutsche Bank zwei wichtigen Schritten unternommen, nämlich der Unterzeichnung der Äquator-Prinzipien, die wichtige soziale und ökologische Anforderungen an Projektfinanzierungen stellen, und der Überarbeitung ihres „Environmental and Social Risk Framework“, der sich ihren Umgang mit sozialen und ökologischen Fragestellungen im Rahmen der Finanzierung von Unternehmen befasst. Im März 2021 hat die Bank weiterhin Fortschritte gemacht, indem sie der Partnership for Carbon Accounting Financials (PCAF) beigetreten ist und sich damit zur Offenlegung der Treibhausgasemissionen bis Ende 2023 verpflichtet hat. Zudem hat ihre Tochtergesellschaft DWS ihren ersten TCFD-basierten Bericht für das Berichtsjahr 2020 veröffentlicht.
Im Fair Finance Guide schneidet jedoch die Deutsche Bank mit 34% gegenüber 2020 (35%) etwas schlechter und nach wie vor sehr schwach ab. Die Deutsche Bank punktet in diesem Jahr nur schwach in dem Bereich, in dem alle deutsche Banken stark sind, nämlich bei den Maßnahmen zur Korruptionsvermeidung. Während die Anstrengung bzgl. Klimaschutz zumindest kleine Verbesserungen bedeuten, mangelt es an einstmals klareren Richtlinien für das Asset Management durch die Tochtergesellschaft DWS. Bankübergreifend bleiben besonders die Richtlinien zu Steuern und zur Geschlechtergerechtigkeit rückständig. In Bereichen, in denen konsequente Absagen an die Industrie notwendig sind – neben fossilen Brennstoffen sind das vor allem die Rüstungshersteller und -exporteure –, bleibt die Deutsche Bank entschiedene Richtlinien schuldig.
Praxis
Die Deutsche Bank stellt Kapital für 9 Kohleunternehmen bereit: CEZ AS, Coal India Ltd, Electricite de France SA (EDF Group), Enel SpA, Fortum Oyj, Glencore PLC, NTPC Ltd, PGE SA (Polska Grupa Energetyczna SA) und RWE AG. Wir haben die Banken auf finanzielle Verbindungen zu 13 Unternehmen der Kohleindustrie von der Global Coal Exit List untersucht, mit Fokus auf die größten Kohlekraftwerksentwickler und Kohleminenentwickler mit Expansionsplänen international sowie europäische Unternehmen, deren jährliche Kraftwerkskohleproduktion 10 Millionen Tonnen oder mehr übersteigt bzw. deren installierte Stromerzeugung aus Kohlekraftwerken 5 GW oder mehr beträgt.
Die Deutsche Bank hat finanzielle Verbindungen zu einem Unternehmen, das im Artikel Deutsche Finanzinstitute, Adani Ports und die Verbrechen myanmarischer Militärs kritisiert wird: Adani Ports and Special Economic Zone.
Die Deutsche Bank hat finanzielle Verbindungen zu 7 Unternehmen, die im Artikel Die andere Seite des E-Auto-Booms - FFG-Finanzinstitute und Lithiumabbau in Südamerika kritisiert werden: Albemarle Corporation, Allkem Limited, FMC Corporation, Ganfeng Lithium, Lithium Americas, Livent Corporation und SQM (Sociedad Quimica y Minera de Chile SA).
Die Deutsche Bank stellt Kapital für 39 Rüstungsproduzenten bereit: AECOM, Aerojet Rocketdyne, Airbus, ASELSAN, Babcock International, BAE Systems, Boeing, Booz Allen Hamilton, BWX Technologies, CACI International, Dassault Aviation, Elbit Systems, Fincantieri, Fluor Corp., General Dynamics, General Electric, Honeywell International, Huntington Ingalls Industries, Jacobs Engineering Group, Kawasaki Heavy Industries, KBR, L3Harris Technologies, Leidos, Leonardo, Lockheed Martin, Mitsubishi Heavy Industries, MTU Aero Engines, Northrop Grumman, Oshkosh, Raytheon Technologies, Rheinmetall, Rolls Royce, Saab, Safran, Science Applications International, Serco Group, Textron, Thales und ThyssenKrupp. Wir haben die Banken auf finanzielle Verbindungen zu 42 Rüstungsproduzenten aus den Berichten Dirty Profits 7 und Dirty Profits - Unser Geld für Rüstungsexporte in Kriegs- und Krisengebiete, von der Ausschlussliste des Norwegischen Pensionsfonds und von der SIPRI-Liste untersucht.
Statement der Deutschen Bank zur Bewertung durch den Fair Finance Guide
Als globales Finanzhaus erfüllen wir eine wichtige Funktion, die Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft in Richtung Nachhaltigkeit zu ermöglichen. Deshalb ist Nachhaltigkeit auch ein elementarer Teil der Strategie der Deutschen Bank. In den vergangenen Monaten haben wir deutliche Schritte bei der Umsetzung unserer Nachhaltigkeitsstrategie gemacht. Seit Mai 2020 haben wir zum Beispiel 157 Milliarden Euro an ESG-Krediten, -Anleihen und -Anlagen ermöglicht. Wir sind zuversichtlich, dass wir unser Ziel, 200 Milliarden Euro an nachhaltigen Finanzierungen bis Ende 2023 zu ermöglichen bereits ein Jahr früher als geplant erreichen werden. Wir stützen uns zudem auf ein robustes Regelwerk, das Umwelt und soziale Themen abdeckt. Es ist fester Teil unserer Prüfprozesse und der Gespräche mit unseren Kunden, wie sich Investitionen auf Umwelt und Soziales auswirken. Wir haben diverse Verpflichtungen ausgesprochen, die unsere Geschäftstätigkeit eingrenzen. So werden wir beispielsweise unser Engagement im Kohleabbau bis 2025 schrittweise beenden und auch keine neuen Öl- und Gasprojekte in der arktischen Region und weltweit auch keine neuen Ölsandprojekte finanzieren. Unser vorrangiges Ziel ist es, unsere Kunden bei ihrer Transformation zu nachhaltigen und emissionsarmen Geschäftsmodellen zu unterstützen und mit ihnen geeignete Übergangspläne zu entwickeln. Weitere Informationen zu unserer Nachhaltigkeitsstrategie und Themen wie Nachhaltige Finanzierungen sowie unseren Umgang mit Klimarisiken finden Sie in unseren Veröffentlichungen zu unserem Nachhaltigkeitstag im Mai 2021 sowie unserem Nichtfinanziellen Bericht. Unser Bericht für das Jahr 2021 erscheint am 11. März 2022.