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Freitag, 3. April 2020
Weltweit haben das Coronavirus SARS-CoV-2 und die Krankheit COVID-19, die durch das Corona-Virus verursacht wird, massive Auswirkungen auf das tägliche Leben. Während unser Beistand und unsere Gedanken denjenigen gelten, die sich infiziert haben, verstorben sind oder um jemanden trauern, sehen wir uns alle drastischen Einschränkungen der Freizügigkeit und der Versammlungsfreiheit gegenüber. Die Gesundheitssysteme aller betroffenen Länder sind nahe oder jenseits ihrer Belastungsgrenze und die Wirtschaft durchlebt ungeahnte Turbulenzen, mit Kurzarbeit, drohenden Arbeitsplatzverlusten und Insolvenzen sowie Kapitalflucht gerade aus den Ländern, die der Krise ohnehin am schlechtesten Stand halten können.
Die Auswirkungen sind für diejenigen, die an oder unterhalb der Armutsgrenze leben, sowie für Gesundheitsfachkräfte, Aktivist*innen, Geflüchtete, Wanderarbeiter*innen und Menschen in der informellen Wirtschaft am stärksten spürbar. Die tiefen Ungleichheiten in unserer globalen Gesellschaft werden deutlich, genauso wie die internationale Verflechtung des Wirtschafts- und Finanzsystems, weil Entscheidungen, die von Unternehmensvorständen auf der einen Seite der Welt getroffen werden, zu Leid in anderen Teilen der Welt führen. Im Globalen Norden profitieren wir von einer hochgradig industrialisierten Landwirtschaft und dem weltweiten Raubbau an Rohstoffen, die unsere Umwelt jedoch verheerend belasten und vielerorts soziale Verwerfungen mit sich bringen. Der Schutz der biologischen Vielfalt muss genauso im Vordergrund stehen wie die Minimierung von Risiken, dass sich Krankheiten wie COVID-19 von Tier zu Mensch übertragen. Wir müssen Massentierhaltung und den Handel mit Wildtieren entscheidend einschränken.
Die Reaktion von Regierungen und Unternehmen auf COVID-19 hat durch eine Kombination aus Notfallmaßnahmen, politischen Aktionen und Opportunismus an einigen Stellen zu Menschenrechtsverletzungen, zur Unterdrückung von Bürgerrechten und zur Missachtung von Sozial- und Umweltstandards geführt. Es besteht die tiefe Besorgnis, dass die Pandemie als Rechtfertigung für Maßnahmen vorgeschoben wird, die soziale und ökologische Standards lockern.
Nach dem Ausbruch der globalen Finanzkrise 2007 waren es die Steuerzahler*innen, die für die Rettung des Finanzsektors aufkommen mussten. Die nur langsame wirtschaftliche Erholung haben sie umso deutlicher zu spüren bekommen. Es wurde ersichtlich, wie viel Schaden ein globales Finanzsystem anrichten kann, das ausschließlich auf ökonomische Gewinne ausgerichtet ist und unkontrolliert arbeiten darf.
Die COVID-19-Pandemie verursacht ein wirtschaftliches Chaos, und ein Großteil der Last wird von Menschen in Ländern im Globalen Süden getragen, die auch vorher schon hoch verschuldet waren. Sie sehen sich nun Währungsspekulationen und Währungsabwertung, niedrigeren Preisen für ihre Rohstoffe, einbrechenden Finanzmärkten und dem Ausverkauf von Anleihen aufgrund der enormen Finanzabflüsse ausländischer Investoren gegenüber.
Teile des Finanzsektors verschärfen die anhaltende Wirtschaftskrise durch spekulativen Handel, durch Wetten auf Veränderungen am Aktienmarkt, die die Marktvolatilität verstärken, und durch die Ermöglichung von Kapitalflucht in Steueroasen. Diese Verwerfungen kommen zu dem Druck hinzu, der durch die steigende Arbeitslosigkeit und den Verlust von Lebensgrundlagen als Folge der Pandemie ohnehin schon entsteht.
Der Fair Finance Guide International fordert Regierungen, Regulierungsbehörden, Finanzinstitutionen und Unternehmen auf, sich gemeinsam für eine gerechtere, gleichberechtigte und widerstandsfähigere Welt einzusetzen, insbesondere zu einer Zeit, in der die COVID-19-Pandemie dazu benutzt wird, politischen und wirtschaftlichen Opportunismus auf Kosten der sozialen und ökologischen Verantwortung zu betreiben.
Als wachsendes globales Netzwerk, das in Asien, Europa und Lateinamerika tätig ist, untersuchen und bewerten wir kontinuierlich die Finanzierungs- und Investitionsrichtlinien des Finanzsektors sowie deren Umsetzung in der Praxis. Wir setzen uns für verantwortungsvollere, transparentere und nachhaltigere Selbstverpflichtungen und Praktiken der Banken und Versicherungen ein.
Wir veröffentlichen die Ergebnisse unserer Bewertungen der Richtlinien der Finanzinstitute genauso frei zugänglich wie Fallstudien, in denen wir kontroverse Investments aufzeigen, zum Beispiel zu Waffenexporten in Krisenregionen, oder die Verantwortung der Finanzbranche beleuchten, etwa in der Textilindustrie. Wir organisieren öffentliche Kampagnen und arbeiten kritisch, aber konstruktiv mit Akteuren des Finanzsektors zusammen, um auf verantwortungsvolle Standards und Praktiken hinzuwirken.
Wir glauben fest daran, dass eine Krise auch die Chance auf grundlegende positive Veränderungen mit sich bringt. Der Finanzsektor kann voranschreiten und seiner Verantwortung in der Zeit nach der Pandemie gerecht werden.
Lesen Sie hier die vollständige Statement.
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