Banken und institutionelle Investoren wie Lebensversicherungen haben durch ihre Investitionen und Finanzierungen einen gewaltigen Einfluss auf unsere Gesellschaft und Umwelt. Häufig tragen sie durch ihre Geschäfte zu Umweltzerstörung, Klimawandel, Armut und Ungerechtigkeit bei, da sie meist kurzfristige Profite über eine langfristige nachhaltige Entwicklung stellen.
Seit der Finanzkrise im Jahr 2008 steigt jedoch die Zahl an Organisationen und Projekten, die sich kritisch mit den kontroversen Aktivitäten von Finanzinstituten wie Banken,Versicherungen und Pensionskassen auseinandersetzen. Der Fair Finance Guide Deutschland ist Teil dieser Bewegung und will Verbraucher*innen:
- ermöglichen, sich besser über die Finanzierungs- und Investitionspolitik ihrer Bank oder Versicherung zu informieren;
- die Gelegenheit geben, die Diskrepanz zwischen öffentlichen Selbstverpflichtungen und Selbstdarstellungen von Banken und ihren tatsächlichen Geschäftspraktiken zu erkennen;
- zeigen, dass die Wahl des Finanzinstituts mit darüber entscheidet, welche Unternehmen gefördert werden oder nicht.
Der Fair Finance Guide Deutschland ist Teil der Initiative Fair Finance International, einer Koalition von Organisationen in mittlerweile zehn Ländern, die eine Bewertungsmethodik für die Kredit- und Anlagepolitik von Banken, Versicherungen und Pensionsfonds in einer Reihe von Themen und Sektoren entwickelt hat. Durch diese sorgfältige Analyse kann jede*r Kund*in nun herausfinden, welche Zusagen und Verpflichtungen Banken und Versicherungen öffentlich eingegangen sind.
Die Bewertungen ergeben sich ausschließlich aus den Richtlinien der Finanzinstitute, die in öffentlichen Dokumenten dargestellt sind. Ein Ergebnis von 100% bedeutet, dass alle aktuellen Bewertungskriterien des Fair Finance Guide erfüllt werden. Das Ergebnis der Richtlinienbewertung beschreiben wir unter der Überschrift "Selbstverpflichtung".
Selbstverpflichtungen sollten jedoch immer an der Wirklichkeit gemessen werden. Für Banken führen wir daher unter der Überschrift "Praxis" konkrete Beispiele von Finanzierungen und Investitionen an, bei denen ausgewählte Banken in kontroverse Unternehmen investieren. Diese Beispiele basieren auf stichprobenartigen Fallstudien und fließen nicht in die Bewertung (d.h. in den Score) mit ein, da wir aus Kapazitätsgründen nicht flächendeckend alle Themen, Sektoren und Banken untersuchen können. Das Warnzeichen weist auf diese Investitionen hin. Mehr Informationen zu der Methodik für die Fallstudien gibt es in den FAQ unter Wie kommen wir zu den Ausrufezeichen?.
Für Lebensversicherungen haben wir noch keine Fallstudie durchgeführt, deshalb ist dort kein Warnzeichen angegeben.
Mit Informationen über Theorie und Praxis ausgestattet, können Sie nun direkt Ihre Bank oder Lebensversicherung ansprechen und sie mit den Tatsachen konfrontieren, stärkere Selbstverpflichtungen von ihnen fordern und einen kleinen Beitrag zu einer gerechteren globalen Wirtschaftsordnung leisten. Dies sendet zudem ein wichtiges Signal an die Bundesregierung, die mitverantwortlich dafür ist, dass der Finanzsektor seiner gesellschaftlichen Verpflichtung bisher nur eingeschränkt nachkommt.
Die vollständige Methodik, die von Profundo in Zusammenarbeit mit Fair Finance International entwickelt wurde, die detaillierten Bewertungen der Banken und der Versicherungen und die Berichte zu den Praxisfällen finden Sie bei den Downloads.